Echte Städte haben Plätze. Oder sollte man besser Eier sagen?
Ja, sie wollen es sich leisten große Innenstadt-Flächen unbebaut zu lassen – weil sie es sich leisten können. Ein gutes, grünes Beispiel dafür ist der Central Park in New-York oder ganz in der Nähe der Place Stanislaus in Nancy. Da steht man so und denkt: WOW!
So armselige Kleinstädterbürgervertreter allerdings haben hingegen Magenkrämpfe, die ihnen von Architekten eingeredet werden. Verdichtung, sollte es nicht besser Verstopfung heißen? Egal. Verkotzbrockung fände ich passend. Als Beispiel sei der Frankfurter Doppelplatz Rathenau-/Goetheplatz genannt und gezeigt.
Da wo diese architektonisch wertvolle temporäre Wellplexihütte auf dem Rathenauplatz steht soll jetzt was städtebaulich Wertvolles hin. Bestimmt ein Kubus, passend zum Aufzughäuschen für’s Parkhaus. Das haben sie auch schon Priskerpreisverdächtig in den Platz gerammt. Dabei sollte die gesamte Fläche für wechselnden Kunstaktionen genutzt werden. Fünf lustige Jahre haben sie das durchgehalten. Dann kam der Frankfurter-Garten mit seinem Zukunftspavillon. So heißt die Wellplexihütte mit dem welken Grünzeug offiziell/offizinell.
Der Frankfurter Garten ist übrigens eine ganz tolle Idee. Auf dem hässlichen Danziger-Platz am noch hässlicheren Ostbahnhof testen sie alternative Techniken der Pflanzenzucht durch Ausdiskutieren. Im Welken haben sie schon eine gewisse Meisterschaft erreicht. Passt dort jedenfalls ganz in das Umfeld. Auch die Ratten wagen sich endlich mal ans Tageslicht. An der Gaia-Hypothese scheint was dran zu sein.
Ich schweife dann mal weiter zum Goetheplatz.
Dort oben, also auf auf dem Bild hinten unter diesem grauen Pfeil sehen wir die Geburt einer neuen Bewegung: „Pulse of Europe“ heißt das Ding. Soll wohl sowas wie das Sommermärchen für Politikinteressierte werden. Wie man mir glaubhaft mitteilte kann man da auf den Lautsprecherwagen gehen und etwas fordern. Wenn man das gut gemacht hat winken die Zuhörer mit Europafähnchen und freuen sich. Letzte Woche waren sie so richtig aktiv und haben eine menschliche Frankreichfahne nachgestellt. Aus Solidarität zu Gegen-Le-Pen. Vor einem Jahr hätte die meisten von denen eine Deutschlandfahne nicht mal mit einer Beißzange angefasst. So geht es. Für mich sind Fahnen Stoffverschwendung. Das ist aber meine Meinung und von mir aus können sie auf den Platz gehen, Fähnchen schwenken und sich freuen. Solange sie hinterher nicht die FDP wählen.
Wo wir beim Schotter währen. Ein Großteil des Platzes ist jetzt aus ökologischen Gründen geschottert. Früher war da ein sehr netter kleiner Park. Mit Rosen, Lavendel, ganz viel noch so pflegeleichtes, duftendes Grünzeugs und sehr vielen Bänke zum „Nur-mal-da-so-sitzen“. Die Frau Borchert, die dort mal einen Blumenladen hatte durfte ihn entwerfen. Hat auch lange und gut funktioniert. War halt keine Architektin. Deshalb muss das weg. Auch wegen dem Parkhaus für die autofreie Innenstadt.