Ich bin Banause und das ist gut so! Jetzt ist es raus.
Muss auch mal. Jede Minderheit hat mittlerweile seine Diskriminierungsbeauftragten, nur der Banause nicht. Und er braucht auch keine. Schließlich gehört es gewissermaßen zum Standesethos des Banausen die Diskriminierer einzunorden.
Es fing bei diesen griechischen Dauerloosern an. So ein paar faule Säcke, die den ganzen Tag nur dummes Zeug redeten und sonst zu nichts zu gebrauchen waren wollten sich einen Vorteil verschaffen indem sie die arbeitende Bevölkerung banausierte. So sagt der Historiker. Stimmt nicht. Die waren einfach zu blöde ein paar Ziegel ein paar Meter weit zu tragen ohne sie fallen zu lassen. Heute flötet der Bildungsbürger – Das Scherbengericht, eine Errungenschaft der frühesten Demokratie der Welt. Oder dieser Dings, der seinen Becher fortwarf um aus der Hand zu trinken. Runter gefallen und draufgetreten. Im Vollsuff! Wir Banausen wissen es besser.
Ein anderes Beispiel. Die Hochkultur. Oper. Cosi fan tutte. Beste Opera Buffo ever. Hat der Mozart in vier Wochen hingekloppt weil dem faulen Sack Salieri die Story zu flach war. Außerdem brauchte er die Knete. Wenn ich nun in der Opernpause neben so einem Bildungsbürger stehe, der dem Ding eine hochkarätig orient-/okzidentverschurbelte Deutung zu verpassen will kann ich nicht umhin lauthals über die gummiartigen Laugenbrezeln zu lästern. Gegebenenfalls muss dann auch noch der Wein herhalten, der ja im Theater viel besser schmeckt, weil es dort einen anderen Caterer hat.
Wenn die Bildungsbürger dann gucken wie ein paar Vögelchen, die aus dem Nest gefallen sind, habe ich mein Ziel erreicht: Der Oper den Stellenwert gegeben, für den sie gedacht war. Ich habe sie erfolgreich banausiert. Wobei; wenn es diese Inszenierung von diesem Betroffenheitsartisten Michael Haneke gewesen wäre: Keine Chance und ich bin Profibanause.
Allerdings komme ich an die Großbanausen, wie Gerhard Polt, Karl Valentin oder Arnold Hau noch lange nicht ran. Kann vielleicht noch werden.
Was bin schon wieder abgeschwiffen.
Hier sollte ein Weinbild hin. Weil ich keins zur Hand hatte wurde kurzerhand die heutige Brioche mousseline abgelichtet. Ich hoffe es konveniert.
Für einen Banausen gibt es nur zwei Sorten Wein: Schmeckt und schmeckt nicht. Das reicht vollkommen.
Ich möchte das mal verdeutlichen. In einem Lokal steht der gesamte Weinsumms von Säure über Restzucker bis zum mittlerweile unvermeidlichen Obstladen auf der Karte. Was passiert?
Die Bildungsbürgerblase nimmt sich die Karten zur Hand und liest. Beim Säuregehalt bekommt der Erste einen Magendurchbruch. Der zweite vom Restzucker einen Zuckerschock und bei den Freunden der Obstauslage dauert es noch. Irgendwann fängt der erste an zu flöten: Pfirsich. Der zweite fällt mir einem reife Pflaume ein; gekrönt wird das Ganze meistens mit einem Hauch Vanille. Das Nachplappern kann stundenlang dauern und einem Banausen den ganzen Abend verderben. Er täuscht dann mit einem anständig mineralisch an und säbelt das Ganze mit einem Im Abgang richtig fetter Pferdearsch, so liebe ich das. ab.
Der Rest des Abends ist gerettet.
Herzliche Grüße von Banausin zu Banause 🙂
Schmeckt oder schmeckt nicht. So isses auch im Museum: gefällt mir oder gefällt mir nicht. Ich bin eine astreine Banausin.
Danke. Museen sind das ideale Trainingscamp für Banausen. Gerade Moderne Kunstwerke „Ohne Titel“ sind für den Anfängerbanausen wunderbare Fingerübungen.
Sehr gut beobachtet. Prost! Deswegen mag ich keine Wein-Gesellschaft mehr. Ich ertrage das Geschwafel nicht.
Diese Amateurtrinker mit ihrem Fachchinesisch. Als ob es um den Geschmack ginge. Wichtigtuer …
Einen guten Rotwein trinkt man sowieso mit Cola und nennt es Ochsenblut. Und Weinflaschen ohne Schraubverschluss gegenüber ist man in Kreisen der Vollblutsäufer sehr skeptisch.
Aha ein Kenner. Hier habe ich die passende Website: http://www.bumwine.com/
Die Etiketten sind auf jeden Fall vertrauenserweckend. Wenn ich jemandem in Sachen Wein traue, dann ist es das britische Prekariat.
Ich kann diesen Weintrinkern nichts abgewinnen. Hängen den ganzen Abend an einem Gläßchen und trinken dazwischen eventuell auch noch Wasser. Abartig. Die haben doch die Funktionsweise von Alkohol nicht begriffen. Fünf Halbe, dazu ein Glas Schnaps. Das darf nicht länger dauern als eine Stunde. Dann ist es ein fröhlicher Abend.
Und so ein Barbar war in der Rotweinstadt auf’m Baschtel Müller. Man glaubt es nicht…
Nach über 20 Jahren Berlin habe ich einfach alles vergessen. Dort kostet das Probiergläschen Korksuppe an Weinstein gerne mal sechs Euro … – da hat nur Schnaps und Bier geholfen :o)
Selbst sog. Weinkenner sind nicht in der Lage, Wein am Geschmack zu unterscheiden. Von daher kann man in der Hinsicht gar kein Banause sein.
Der Banausismus dient der Einnordung des Bildungsbürgertums von daher: Top Banause!
Ausgelacht!
Peter Lustig ist gestorben.
Darauf einen Gallensteiner Nierentritt, Nordhang Schottergewächs – nur echt in der grünen PET-Flasche.
Wunderbarer Nachhall von Taraxacum sect. Ruteralia mit einem dumpfen Abschluss von weichen Asphalt.
Es heißt, er sei mit den Samenkörnern des Hyoscyamus niger getötet worden ;o)
Davon hatte nur die schönen Augen