Ikea muss weg

Ich finde Ikea ja eigentlich ganz toll. Mann kann bei schlechtem Wetter stundenlang anderer Leute Wohnung angucken ohne sie jemals betreten zu müssen. Ja, man kann ein lustiges Quiz veranstalten wer wohl welches Pressspanteil in der Wohnung arrangiert hat und was noch dazu soll. Die Leute sind da genauso kreativ wie diese IPhone Abhängigen. Alle das Gleiche nur etwas anders. Eine abendfüllende Unterhaltung über den Transport und die Verimbusung des Verpackungswunders ist in diesen Kreisen garantiert. Ikeaner ziehen sich ja bekanntlich gegenseitig an. Das einfachste Erkennungsmerkmal sind die gleichen Trinkgläser. Aus wissenden Kreisen habe ich allerdings erfahren, dass die Kontaktbörse Ikea-Family nicht so funktioniert. Hat vielleicht den falschen Krempel.

So ist der polarwinterblaue Würfel voller Volk. Väter tragen einen dieser Vapaino-Chips um den Hals während der Nachwuchs die Pfleger beschäftigt. Andere schieben ihre plärrenden Hortbefreiten durch die Gegend. Schwedenluft soll die Lungen stärken. So überschreit das Lärmlevel stellenweise locker das eines Toys-Russen kurz vor der Bescherung. Verantwortungsvolle Mütter – es sind immer Mütter – führen ihre angehenden Schnöseljuristensöhne auch gleich an die wichtigen Dinge des Lebens heran. Ikea sollte T-Shirts mit der Aufschrift: „Mutti kauft mir heute mein erstes Billy“ vertreiben. Wäre der Renner.

Ein totaler Fremdkörper in diesen Häusern sind Männer, konkreter Baumarktmänner. Also diese Sorte Testosteron, die hinter jeder krummen Dachlatte eine Weltverschwörung vermuten. Die sind in der sogenannten Lagerhalle zu finden und packen jedes Brett aus um mit geübten Auge die Astlöcher zu enttarnen. Die enttarnten Teile werden Empörung haschend offen liegen gelassen. Sie finden immer etwas!
Einer davon in jedem Regalgang und der Umsatz sinkt um 80% garantiert.

Ich schweife ab.

Wir haben auch so ein Ikea. Es ist ein Schreibtischstuhl mit einem seltsamen Namen. Sein Vorteil ist, dass die Sitzhöhe nicht nur für den kleinsten gemeinsamen Europäer taugt, sondern auch Langhufige bequem sitzen können. Sein Nachteil ist die etwas schwächliche Verschraubung.
Es hat „zing“ gemacht und Schreiber ist hinten über gekippt. Als typischer Mann habe ich mich sogleich in Internet begeben um heraus zu finden welche Scherkräfte nötig sind um eine M6-Schraube zu köpfen und kam zu dem Schluß, dass ich eine ausgeprägte Rückenmuskulatur besitzen muss. Die bessere Hälfte meinte es könnte auch noch andere Gründe haben. Frauen können manchmal so profan sein.

Leider hatte meine ausgeprägte Rückenmuskulatur nicht nur die Schraube abscheren lassen, sondern auch noch ein tragendes Rohr. Der Stuhl sah aus wie dieses Kreuzfahrtschiff „Costa Cordalis“ vor der Aufrichtung. Lange rede kurzer Sinn: Dieser Stuhl war freundlicherweise noch im Sortiment. Der alte könnte als Ersatzteillager dienen.
Könnte. Sie haben jetzt M8-Schrauben eingebaut. Ich werde trainieren müssen.